Follow me to Japan, 2019

 

Was verbindest du mit Japan? Nimm dir eine Minute Zeit, um darüber nachzudenken. Schreibe dir bei Bedarf auch die ersten fünf Begriffe auf, die dir in den Kopf kommen.

 

Was verbindet die Welt mit Japan? Was fällt dir hierzu ein?

Ist es nicht interessant, wie sehr sich diese beiden Kategorien unterscheiden können? Wie die eigene von der allgemeinen Wahrnehmung abweicht? Wie Reisen einen selbst verändert und das Bild von einem Land, einer Kultur, das wir bewusst oder unterbewusst in uns tragen, transformiert und anpasst?

 

Japan hat mich schon immer fasziniert. Generell finde ich Asien total spannend, aber besonders Japan hat mich schon sehr früh in den Bann gezogen – Samurai, Kirschblüten im Mondlicht, geheimnisumwitterte Tempel in den Bergen. Für mich ging es nie um abgefahrene, kunterbunte Outfits, blinkende Werbeschilder oder maid cafés. Klar, kann man machen, aber meiner Meinung nach repräsentieren diese Dinge Japan nur sehr unzureichend. Es ist nur ein ganz kleiner Teil dieser wunderbaren Kultur und die meisten Japaner haben damit auch nicht viel am Hut. Viel interessanter ist es doch, eine Reise dazu zu nutzen, zu erfahren, wie die Menschen einer Kultur wirklich leben, was ihnen wichtig ist, was sie ausmacht, wie sie „ticken.“ Man beschäftigt sich zwar vorher mit kulturellen Besonderheiten und Verhaltensweisen, aber vor Ort gibt es einfach so viel mehr zu entdecken und zu lernen – und gerade das, diesen Trümmer von einem Eisberg, der sonst nur unter der Wasseroberfläche verborgen ist und nur die obere Spitze preisgegeben hat, finde ich spannend. Aus den knapp 3 Wochen Japanreise habe ich so viel mitgenommen, so viele neue Eindrücke gewonnen und habe mein Weltbild ein Stück weit verrückt – und dafür bin ich dankbar.

Diese Eindrücke sind natürlich zu zahlreich, um sie alle hier zu beschreiben, aber ein paar davon möchte ich doch gerne teilen und auch durch meine Fotografien unterstützen.

 

Was verbinde ich also mit Japan (nach meiner Reise)?

Schiebewände. Lautlose Tatami-Böden. Enge Straßen ohne Bürgersteige, überhangen mit Stromleitungen, die sich wie Schlangen durch die Lüfte winden. Transparente Regenschirme. Warmes Vulkanwasser auf nakter Haut. Nächtliche Spaziergänge über Friedhöfe, vorbei an rechteckigen Grabsteinen, die sich vor der hell erleuchteten Kulisse der Hochhäuser abheben. Neugierige Katzengesichter in der Dunkelheit. Süße, schwere Luft. Laut zirpende Zikaden in den Bäumen. Rote Tore, durch die man wie in eine andere Dimension hindurchschreitet. Goldenes Abendlicht, das durch Blätter fällt und auf dem Asphalt tanzt. Reizüberflutung in den geschäftigen Straßen, Gewusel von Menschen. Wilde Karaoke-Nächte. Verhaltenes Lächeln in fremden Gesichtern. Family Mart. Automaten an jeder Ecke. Regentropfen auf Kiefernnadeln. Die besten potato wedges, die ich je gegessen habe. Der mächtige Mount Fuji, der in seiner perfekten Symmetrie alles überragt. Tausende hungrige Mücken. Stille Seen. 250 km/h-schnelle Züge. In knöchel-hohen, lauwarmen Pfützen tanzen, während ein Monsun-artiger Regen von oben auf den transparenten Regenschirm einprasselt. Flohmarktbesuche, die allerlei Leckereien und antike Schätze entdecken lassen. Interessierte Einheimische, die einen in Gespräche verwickeln. Offenheit bei gleichzeitiger Zurückhaltung. Winzige Glöckchen, die eine magische Atmosphäre kreieren. Manga- und Anime-Verrücktheit. Takoyaki. Schweißausbrüche, das Retten in die kalte Luft der Klimaanlagen.

Miriam Peuser Photography

© Miriam Peuser Photography.